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Kardiologietag 2025: Herzmedizin mit Esprit

Der diesjährige Rosenheimer Kardiologietag zeigte eindrucksvoll, dass Medizin weit mehr ist als trockene Wissenschaft. Mit Programmtiteln, die dem Repertoire des bayerischen Musikkabarettisten Fredl Fesl entliehen waren, setzten die Organisatoren RoMed-Chefarzt Prof. Dr. Christian Thilo und Elektrophysiologie-Leiter Oberarzt Dr. Jan Kaufmann einen kreativen Akzent. Vom „Königsjodler" bis zum „Ein Pferd hat vier Beiner" verbanden sie Fachwissen mit einem Augenzwinkern regionaler Lebensart. Rund 120 führende Kardiologen, Mediziner und Fachexperten folgten der Einladung ins Kultur- und Kongresszentrum KU'KO, um in anregenden Diskussionen wegweisende Erkenntnisse und zukunftsweisende Entwicklungen der Herzmedizin zu teilen.
Fortschritt für die kardiologische Versorgungsqualität
Die Vorträge spannten einen weiten Bogen von innovativen Diagnostikverfahren bis zu differenzierten Therapiekonzepten. Prof. Dr. Dieter Ropers informierte über eine bedeutende gesundheitspolitische Neuerung: Das Kardio-CT wird nun als Kassenleistung anerkannt. Diese Entscheidung markiert einen wichtigen Schritt zur breiteren Zugänglichkeit moderner Untersuchungsmethoden.
Digitale Medizin im Fokus
Ein weiteres zentrales Thema war die digitale Medizin. Prof. Dr. Friedrich Köhler aus Berlin verdeutlichte, dass telemedizinische Projekte die Behandlungsqualität sowie das Outcome bei Herzschwäche nachweislich verbessern und dabei Ressourcen im Gesundheitswesen schonen können. Zur flächendeckenden Anwendung des vielversprechenden Ansatzes gilt es noch technische und bürokratische Hürden zu überwinden.
Aus der Praxis für die Praxis
Dr. Amadea Erben, Funktionsoberärztin am Deutschen Herzzentrum München, präsentierte in ihrem „State oft the Art“-Vortrag Aktuelles zum Thema Herzinsuffizienz. Neben einem Überblick zur medikamentösen Behandlung der Herzschwäche wurden in diesem Kontext neueste diagnostische und therapeutische Ansätze bei Speichererkrankungen des Herzmuskels wie der kardialen Amyloidose rege diskutiert.
Innovationen in der Herzrhythmusmedizin und Schrittmachertherapie
Auf dem Spezialgebiet Rhythmologie beleuchteten die Experten die Entwicklung der Herzrhythmusmedizin. Prof. Dr. Christopher Reithmann aus München präsentierte einen interessanten wie vergnüglichen Überblick über die Geschichte der Ablationsbehandlung des Herzens und wagte zugleich einen Blick in die Zukunft der Elektrophysiologie. Hervorgehoben wurden dabei neueste Ablationsverfahren wie die „Pulsed Field Ablation“ zur Behandlung von Vorhofflimmern, die seit rund einem Jahr auch am RoMed Klinikum durchgeführt wird. Im Anschluss berichteten Dr. David Müller und Christian Seidel, Oberärzte der Medizinischen Klinik 1, über ihre Erfahrungen mit innovativen Verfahren wie der Schrittmacherstimulation des Reizleitungssystems, dem sogenannten „Conduction System Pacing“, bei der eine möglichst physiologische Stimulation des Herzens erreicht wird, unter Anwendung kabelloser Herzschrittmacher.
Arztbriefe, die sprachlich treffsicher ankommen
Ein weiteres Highlight war der Vortrag des Journalisten und Philosophen Dr. Sebastian Poliwoda. In seinem humorigen linguistischen Exkurs führt er durch Stilblüten der Fachsprache und lieferte neurowissenschaftliche fundierte Tipps, die Arztbriefschreibung möglichst „gehirngerecht“ zu gestalten.
Kardiologietag als Dialogplattform
In den Pausen nutzten die Besucher die Gelegenheit zum kollegialen Austausch und informierten sich an den Ständen der Industrie über die neuesten Entwicklungen. „Besonders gefreut hat mich, dass sich so viele Teilnehmer trotz Brückenfeiertag und schönem Wetter für unseren Kongress entschieden – und es laut vielfacher Rückmeldung nicht bereut haben“, resümierte Prof. Dr. Thilo am Ende des Symposiums. Der Rosenheimer Kardiologietag 2025 hatte einmal mehr bewiesen: Hier schlägt das Herz der medizinischen Forschung.