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Die Abnehmspritze – Fluch oder Segen?

Immer wieder ist von ihr die Rede - die Abnehmspritze. Seit gut zwei Jahren gibt es in Deutschland drei verschiedene zugelassene Präparate für die Therapie von Patienten mit Adipositas. Ursprünglich waren diese Medikamente nur zur Diabetesbehandlung zugelassen.
Das Team des zertifizierten Kompetenzzentrums für Adipositaschirurgie wird mit Gastreferentin Dr. Ulla Thomas-Cuntz, Diabetologin und Internistin aus Bad Endorf, am 24. September 2025 um 18 Uhr im Multifunktionsraum (UG) der RoMed Klinik, Harthauser Straße 16, Bad Aibling, die neuesten Entwicklungen und Anwendungsmöglichkeiten der Abnehmspritze beleuchten. Zudem erörtern Dr. Sandra Sommerey, Standortleiterin im Chirurgischen Zentrum Rosenheim-Bad Aibling, und die erfahrene Ökotrophologin Christiane Abel moderne konservative und operative Verfahren zur Gewichtsreduktion und geben praktische Tipps zur richtigen Ernährung.
Doch was verbirgt sich nun hinter der Abnehmspritze? Vorab einige Antworten.
Was bewirkt das Medikament?
Das Medikament ist ein Nachbau eines körpereigenen Hormons (Analogon), welches deutlich länger wirkt. Die Magenentleerung wird verlangsamt und das Sättigungsgefühl nimmt zu. Man ist schneller und länger satt und hat weniger Gelüste zwischen den Mahlzeiten. Die Spritze wird einmal wöchentlich appliziert, immer am selben Tag. Um eine ausreichende Gewichtsabnahme zu erreichen ist mit einem Jahr zu rechnen.
Welche Nebenwirkungen gibt es?
Fast immer kommt es zu Beginn der Therapie zu einem ausgeprägten Völlegefühl, so als habe man schon gegessen. Das kann bis hin zur Übelkeit reichen. Dies hält ein paar Tage an, dann bessert es sich, weil die Wirkung auf die Magenentleerung nicht mehr so stark ist. Die Verdauung kann gestört werden durch Durchfall oder Verstopfung. Zudem kann es auch zu Sodbrennen kommen.
Haben Patienten die Spritzentherapie auch schon abgebrochen?
Es gibt einige Menschen, die das Medikament nicht vertragen, was sich in starker Übelkeit und sogar Erbrechen oder auch Durchfall äußert. Und es gibt Menschen bei denen eine unterschwellige Übelkeit nicht verschwindet und sich auf das Lebensgefühl auswirkt. Bei einer Vorgeschichte von Gallenblasensteinen kann es auch zu Gallenkoliken kommen. Dies sollte vorher durch eine Untersuchung geklärt werden.
Wer übernimmt die Kosten und wie hoch sind diese?
Adipositas-Medikamente sind keine Leistung der Krankenkassen, egal ob gesetzlich oder privat versichert. Bei Patienten mit Diabetes mellitus und entsprechender Indikation werden die Kosten allerdings übernommen. Bei jedem Medikament wird mit einer niedrigen Dosierung begonnen, die alle vier Wochen gesteigert wird. Die Kosten pro Jahr belaufen sich auf etwa 2.000 Euro allein für das Medikament.
Kam nach dem Hype die Ernüchterung?
Das Abnehmen funktioniert bei den meisten Menschen sehr gut, vor allem berichten sie, dass sie weniger Heißhunger haben und sich endlich an die Ernährungsempfehlungen, die fast alle Menschen mit Gewichtsproblemen kennen, halten können. Zusammen mit einer ausgewogenen, kalorienreduzierten Ernährung ist die Gewichtsabnahme für die meisten Menschen sehr befriedigend. Leider ist es so, dass nach Absetzen der Medikation das Gewicht wieder ansteigt, es kommt zum Rebound. Eine Fortsetzung der Medikation ist – häufig lebenslang – nötig. Ebenso gilt es darauf zu achten, dass nicht über den Bedarf des Körpers hinaus Nahrung, also Kalorien, zugefügt werden. Die Zeit mit der Spritze muss also intensiv genutzt werden, um Ernährung und Belebungsmaßnahmen, die langfristig Gewicht stabilisieren, zu erlernen und umzusetzen. Kurz: Die Gewichtsabnahme ist also leider nicht auf Dauer geschenkt.
Wie lautet das Fazit?
Die Abnehmspritze ist eine große Hilfe für Menschen mit Übergewicht und Adipositas. Sie funktioniert gut, und noch besser, wenn Betroffene gut geschult sind und beispielsweise wissen was und wieviel sie essen. Mit jeder Gewichtsabnahme wird nicht nur Fett, sondern auch Muskelmasse abgebaut. Deshalb ist es so wichtig körperliches Training als festen Bestandteil der Therapie einzubauen. Die Abnehmspritze ermöglicht es Menschen manchmal überhaupt erst sich wieder zu bewegen. Es ist also immer ein Zusammenspiel von medikamentöser Therapie, Änderung des eigenen Verhaltens, sowie Ernährung und Bewegung. Auch eine operative Therapie ist in vielen Fällen eine Alternative.
Wann kommt besser eine Operation in Frage?
Die Abnehmspritze hat auch Grenzen. Für einen dauerhaften Effekt sollte sie lebenslänglich genommen werden. Kommt das nicht in Frage oder sind die Nebenwirkungen zu hoch, ist die Operation die bessere Alternative. Bei einem BMI über 50 kann der Erfolg eingeschränkt sein. In diesem Fall ist eine Kombination aus einer operativen Magenverkleinerung und einer Spritzentherapie möglich. Es kommt immer auf den Einzelfall an. Wie ist der Gesundheitsstatus und welche Begleiterkrankungen gibt es zum Beispiel? Nur so lässt sich die geeignetste Therapie für jeden Patienten erörtern.