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Fußkomplikationen bei Diabetes mellitus
Diabetisches Fußsyndrom

Liebe Patientin, lieber Patient, liebe Angehörige,

damit die von uns vorgeschlagene Behandlung auch erfolgreich ist, möchten Sie gerne dabei unterstützen, Ihre Erkrankung zu verstehen und den richtigen Umgang damit zu erlernen. Dieses „Verstehen“ und eine Anpassung Ihrer Lebensgewohnheiten beeinflusst das Krankheitsbild positiv. Ihre aktive Mitarbeit ist deshalb für den Behandlungserfolg entscheidend.

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Definition

Der Begriff diabetisches Fußsyndrom (DFS) beschreibt alle krankhaften Veränderungen an den Füßen, die durch einen Diabetes mellitus ausgelöst werden. Hierzu gehören Veränderungen der Sensibilität, v. a. der Fußsohle, Fehlstellungen der Zehen, Fehlbelastungen, das diabetische Druckgeschwür (Malum perforans), Nagelbettschädigungen, Infektionen und daraus entstehende Nekrosen (Gewebsuntergang).

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Entstehung eines Diabetischen Fußsyndroms

Es gibt drei Hauptfaktoren, die zum diabetischen Fußsyndrom führen:

Durch eine allmähliche Degeneration der Nerven, die für die Sensibilität des Fußes und für die Steuerung der Muskeln des Fußes zuständig sind, die sogenannte diabetische Polyneuropathie, nehmen Schmerz- und Temperaturempfinden an den Füßen ab. Sie können diese Nervenstörung auch als Gefühlsirritation wie z.B. Kribbeln oder Taubheit wahrnehmen.

Zusätzlich ergeben sich dadurch Fehlstellungen der Zehen und des Vorfußes. Hierdurch kommt es zu Fehlbelastungen und das Verletzungsrisiko ist deutlich erhöht. Kleine Verletzungen werden so – wenn überhaupt – erst zu spät erkannt, da das normale Schmerzempfinden herabgesetzt oder gar aufgehoben ist.

Durch zunehmende Verengungen/Verkalkungen der Schlagadern, bei Diabetikern typischerweise am Unterschenkel, entstehen allmählich Durchblutungsstörungen – periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) genannt.  Typisch für den Diabetes ist auch eine Veränderung, Verkalkung und eine zunehmende Verengung der kleinsten Schlagadern des Gewebes, eine sog. Mikroangiopathie. So kommt es manchmal sogar trotz tastbarer Pulse an den Füßen zu einem Absterben von Gewebe an Zehen oder anderen prominenten Stellen (Knöchel, Vorfußballen, etc.). Bei schlecht eingestelltem Diabetes ist zusätzlich die lokale Abwehr gegen Infekte geschwächt, sodass sich diese ungewöhnlich schnell ausbreiten können.

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Häufig betroffene Stellen bei einem Diabetischen Fußsyndrom

Wird eine Wunde durch die Nervenstörung (Polyneuropathie) begünstigt, sind besonders die druckempfindlichen Stellen wie Fußballen oder die Fußrückseite, sowie prominente Stellen, wie Knöchel, Zehengelenke und vor allem am Groß- und Kleinzehenballen innen bzw. außen betroffen.

Wunden, die durch eine Durchblutungsstörung ausgelöst werden, entstehen vorrangig an den Zehen, bzw. Zehenkuppen und führen oft rasch zu einem Absterben des Gewebes.

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Risikofaktoren

  • Ein schlecht eingestellter, langjähriger Diabetes
  • Bluthochdruck, Hypertonie
  • Erhöhte Blutfettwerte (Cholesterin und Triglyceride)
  • Rauchen
  • Übergewicht
  • Falsche, einseitige Ernährung
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Behandlungsmöglichkeiten

Grundsätzlich ist immer auf eine möglichst perfekte Einstellung Ihres Diabetes zu achten. Die Risikofaktoren (siehe oben) sind zu minimieren.

Eine konsequente und sofortige Druckentlastung bei jeglichen Druckstellen (Warnsymptom Hornhaut!!) und Wunden, vor allem auch bei Fußverformungen ist notwendig. Dies erfolgt durch eine individuell angepasste Schuheinlage oder eine orthopädische Schuhversorgung.

Die Behandlung der dem Fußproblem zugrunde liegenden Ursachen, ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Abheilung. Wesentlich ist zunächst eine möglichst gute Durchblutung Ihrer Beine. Entsprechende Untersuchungen, ggf. auch eine notwendige Therapie, erfolgen durch unsere Gefäßchirurgen. Nähere Informationen erhalten Sie in unserem Informationsblatt für pAVK.

Parallel dazu ist aber auch die Wundversorgung durch Wundreinigung und individuell abzustimmende Wundauflagen ein sehr wichtiger Baustein der Therapie. Hier kommt es auf eine gute Abstimmung zwischen Hausarzt, Diabetologen, Wundtherapeut und Gefäßchirurg an. Auch das Zusammenspiel zwischen ambulanter und stationärer Behandlung muss passen.

Hilfsmittel, wie z.B. Unterarmgehstützen, zweitweise auch vielleicht die Verwendung eines Rollstuhls, gewährleisten die Entlastung der Wunden und erhalten Ihre Mobilität. Auch Krankengymnastik und insbesondere eine Gangschulung können wichtig sein.

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Eigeninitiative ergreifen

Als Diabetiker leben Sie mit dem Risiko, eines Tages ein diabetisches Fußsyndrom zu entwickeln.

Eine regelmäßige Überprüfung Ihres Blutzuckerspiegels ist die Grundlage für eine optimale Einstellung des Diabetes. Gehen Sie in regelmäßigen Abständen zum Podologen (med. Fußpflege). Eine perfekte Fußpflege ist unerlässlich zur Vorbeugung von Fußschäden.

Achten Sie auf Anzeichen, die einen Fußulcus vorausgehen können und ergreifen Sie vorbeugende Maßnahmen.

Inspizieren Sie jeden Tag ihre Füße. Zur Hilfe können Sie einen kleinen Handspiegel nutzen. Achten Sie dabei besonders auf:

  • Blasen
  • Hornhautbildungen
  • Risse
  • Rötungen
  • Eingewachsene Zehennägel
  • Pilzbefall
  • Hühneraugen
  • Fuß- oder Zehenverformungen

Sollte einer dieser Auffälligkeiten bei Ihnen auftreten, suchen Sie bitte zeitnah Ihren behandelnden Hausarzt oder Diabetologen auf.

Waschen Sie tägliche Ihre Füße und trocknen Sie diese gründlich, auch in den Zehenzwischenräumen, vorsichtig ab – bitte nicht rubbeln.

Fußbäder sollten fünf Minuten nicht überschreiten, da bei längerem Baden die Haut und ihr Schutzmantel aufweicht und anfälliger für Bakterien wird. Sollte bei Ihnen eine Wunde bestehen, sollte ganz auf ein Fußbad verzichtet werden. Die Wassertemperatur sollte 37°C nicht überschreiten. Das schonende Abtragen von Hornhaut mit einem Bimsstein ergänzt die tägliche Fußpflege. Verzichten Sie auf Hornhaut- und Hühneraugenpflaster, diese greifen durch die darin enthaltenen ätzenden Substanzen die Haut an.

Zur Pflege der Fußnägel sollte eine Nagelfeile verwendet werden. Feilen Sie die Nägel gerade und runden Sie die Ecken etwas ab, damit Sie nicht an den benachbarten Zehen Druckstellen verursachen. Verzichten Sie auf scharfe Instrumente wie Nagelschere oder Nagelzwicker, um Verletzungen unter allen Umständen zu vermeiden. Sollten Fuß- und Nagelpflege für Sie selbst schwierig sein, sollte eine Durchblutungsstörung vorliegen, ist es wichtig, regelmäßig zu einer medizinischen Fußpflege zu gehen. Dies kann vom Diabetologen rezeptiert werden.

Die richtige Pflege der Haut nimmt gerade bei Menschen mit Diabetes mellitus einen hohen Stellenwert ein. Da Füße des Diabetikers häufig eine verminderte Schweißsekretion aufweisen, ist die Haut meist trocken und schuppig.

Verwenden Sie feuchtigkeitsspendende Salben oder Schäume, die Harnstoff enthalten. Harnstoff bindet Wasser in der Haut, die Elastizität erhöht sich, der Juckreiz lässt nach und das Infektionsrisiko wird gemindert.

Vermeiden Sie jegliche Verletzungen Ihrer Füße. Achten Sie auf Druckstellen durch Schuhwerk, vor allem bei neuen Schuhen. Vermeiden Sie Bagatellverletzungen durch Tätigkeiten im Haushalt, im Beruf, bei Freizeitaktivitäten. Vor allem das Tragen von Sandalen oder das Barfußgehen ist besonders gefährlich.

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Wichtige Tipps in Kürze

  • Laufen Sie nicht barfuß, auf Socken oder in offenen Schuhen
  • Tragen Sie nahtlose Strümpfe, ohne einengende Bündchen
  • Tragen Sie weiche Schuhe. Sie sollten keine drückenden Nähte haben und über eine ausreichende Breite und Höhe verfügen um sich den Füßen gut anzupassen
  • Kaufen Sie Ihre Schuhe am besten am späten Nachmittag, da zu diesem Zeitpunkt die Füße dicker sind.
  • Überprüfen Sie bei neuen Schuhen spätestens nach einer halben Stunde Ihre Füße auf Druckstellen
  • Untersuchen Sie vor dem Anziehen der Schuhe diese innen auf eventuelle Fremdkörper, z.B. kleine Steine
  • Vermeiden Sie Wärmflaschen oder Heizdecken - Verbrennungsgefahr
  • Nehmen Sie an Patienten – und Angehörigenschulungen teil.
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Richtige Ernährung

Der Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselerkrankung. Richtige Ernährung ist ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung des Diabetes mellitus und der daraus resultierenden Fußkomplikationen. Unsere Nahrung sollte sich generell ausgewogen aus Kohlenhydraten, Vitaminen und Spurenelementen zusammensetzen. Sparen Sie an Salz und Fetten. Bevorzugen Sie ballaststoffreiche Produkte, wie z.B. Vollkornware, Gemüse, Müsli und frisches Obst. Zusätzlich benötigt unser Körper Wasser. Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Optimal sind zuckerfreie Tees und natriumarmes Wasser.

Bester Ansprechpartner für solche Ernährungsfragen ist Ihr Diabetologe. Auch gibt es entsprechende Schulungen durch Krankenkassen, Volkshochschule, etc.

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